Samstag, 5. Mai 2012

CROWDFUNDING - DIE NEUE WUNDERWAFFE ZUR FILMFINANZIERUNG?

Crowdfunding, zu deutsch Schwarmfinanzierung (klingt zwar weniger hipp, ist aber treffender als der englische Begriff, denn bedeutet "Crowd" lediglich eine große Menge lose miteinander verbundener Menschen, so ist der deutsche "Schwarm" darüber hinaus auch etwas oder jemand, für den man schwärmt), ist ein Anfang dieses Jahrtausends in den USA ersonnenes und erprobtes neues Finanzierungsmodell für (kulturelle) Projekte. 
Es funktioniert im Grunde ganz einfach: Ein Filmproduzent oder Filmemacher (ich will in der Folge nur über die Finanzierung von Filmen sprechen) tritt mit seinen potentiellen Geldgebern über eine spezielle Plattform im Web 2.0 in Kontakt. Er stellt sein Projekt vor, definiert die Höhe der Summe, mit der das Projekt realisiert werden kann, und benennt (in der Regel) einen Zeitraum von einigen Wochen oder Monaten, in denen die Kohle zusammenkommen muss. Jeder geschäftsfähige Internetuser kann nun - meist auch schon mit recht kleinen Summen -  zum Investor werden. Als Gegenleistung wird er mehr oder weniger in die Entwicklung eines Projektes eingebunden, wird exklusiv mit Neuigkeiten versorgt und erhält am Ende - je nach Höhe der Summe, die er investiert hat - Dankeschöns und Vorteile wie z.B. handsignierte Plakate, Einladungen zur Filmpremiere oder gar die namentliche Nennung im Abspann. 

Auch ein Finanzierungsmodell für europäische Filme?

In Europa konnte dieses neue Finanzierungsmodell erstmals erfolgreich bei der Realisierung von Dokumentarfilmen im Umfeld der (gut, wenn auch nicht unbedingt digital, vernetzten) Klimaschutz- und Friedensbewegung eingesetzt werden, beispielsweise des Films DIE 4. REVOLUTION  (zu sehen am 16.06. um 19 Uhr  im Rahmen des Esslinger Klimafestes im Kommunalen Kino). 
Längst ist Crowdfunding im Mainstream angekommen. Pionier ist die finnisch-deutsch-australische Nazi-Schience-Fiction-Komödie IRON SKY, die weltweit über Crowdfunding 1,2 Millionen Euro eintreiben konnte, wegen der riesigen Fangemeinde auch große Investoren und diverse Filmförderungen als Geldgeber fand und derzeit recht erfolgreich in den Kinos läuft. Einen richtigen Coup landete Autor und Produzent Ralf Husmann, der für einen Kinofilm zur kultigen TV-Serie STROMBERG in 3 Monaten via Crowdfunding eine Million Euro zusammenbekommen wollte. Geschafft war es in einer Woche: mehr als 3.000 Investoren (Mindestsumme 50 Euro) konnten gefunden werden. In Rekordzeit, denn Stromberg-Fans sind bestens vernetzt - allein 520.000 Fans hat die Facebook-Seite der Serie. 
Das STROMBERG-Beispiel ist beeindruckend, zeigt aber auch die Grenzen des Modells auf. Nur für ein Drittel aller so beworbenen Projekte kommen derzeit die benötigten Summen zusammen. Was aber macht der junge, ambitionierte Regiedebütant oder Produzent, der einen weniger angesagten, kultverdächtigen oder bereits bekannten Stoff  finanzieren will? Er wird wohl nach wie vor den beschwerlichen Weg durch die traditionellen Förderinstanzen antreten, bei den Fernsehsendern Klinken putzen und/oder die Ersparnisse seiner Eltern "verbraten" müssen, um seinen Traum realisieren zu können.

2 Kommentare:

  1. Auf alle Fälle eine interessante Idee, um Underground Produktionen zu finanzieren. Witzig, dass Du gerade auch Iron Sky nennst - da hat ein Freund von mir ne kleine Nebenrolle :-)

    Wünsch dir weiterhin viel Spass und Erfolg mit dem neuen Blog. Besuch mich doch auch mal http://o-d-w.blogspot.de/

    AntwortenLöschen
  2. Ich glaube ja eher, dass diese Art der Finanzierung mehr und mehr im Mainstream Verwendung finden wird, denn eine wichtige Voraussetzung fürs Gelingen ist es, dass der Stoff hipp und kultig und ist. Und wie soll es unbekannten Leute gelingen, für einen sperrigen / ambitionierten ... Originalstoff eine solch große Fangemeinde zu finden?

    AntwortenLöschen